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Ansicht von Südwesten mit dem Klausurtrakt im Vordergund (© Ralph Feiner, Malans).
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Blick in die Kirche. Glas- und Deckenmalereien von Max Rüedi, liturgisches Mobiliar von Alfred Huber (© Ralph Feiner, Malans).
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Ansicht von Süden, um 1975 (© Fotostiftung Graubünden / Foto: Lisa Gensetter).
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Innenhof der Klausur, 1973 (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Hans Krebs).
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Innenhof der Klausur, 1973 (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Hans Krebs).
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Erschliessungstrakt der Klausur, 1973 (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Hans Krebs).
Bauaufgabe Sakralbau Adresse Klosterweg 16, 7130 Ilanz/Glion Bauherrschaft Institut St. Josef Planer Walter Moser Bauzeit 1969 (1975 erweitert)
In einer von Wirtschaftsboom und Fortschrittsgläubigkeit geprägten Zeit liessen sich die Ilanzer Dominikanerinnen Ende der 1960er-Jahre auf einer sonnigen Terrasse hoch über der Stadt ein neues Mutterhaus bauen, das in kraftvollem Modernismus die optimistische Stimmung der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) reflektiert.
Geplant für über 200 Schwestern, enthält der gewaltige Komplex alles, was eine weitgehend autark funktionierende Gemeinschaft zum Leben, Arbeiten und Beten benötigt. Die architektonische Herausforderung bestand darin, ein Gebäude mit so umfangreichem Raumprogramm an exponierter Lage einzufügen, ohne den feinen Massstab der Landschaft zu übertönen. Der direkt beauftragte Zürcher Architekt Walter Moser (*1931) meisterte das Problem mittels einer kubischen Auflösung der monumentalen Baumasse. Der mehrgeschossige Klausurtrakt umschliesst u-förmig einen zum Tal hin offenen Hof, der die Bergwelt als Meditationsraum mit einbezieht. Die einzelnen Zellen werden aus einem regelmässigen Stützenraster aus Beton gewonnen – in brutalistischer Art roh und sichtbar belassen zur Betonung der Konstruktion. An der Geländekante situiert, tritt die Kirche als voller Kubus mit weiss verputzten Fronten dominant aus dem Hang hervor; die beiden grosszügig verglasten Geschosse darunter mit Refektorium und Aula steigern die Idee des in die Höhe gehobenen Gefässes. 1975 wurde der Komplex gegen Osten durch eine Internatsschule erweitert und die Kirche so ins Zentrum der weitläufigen Anlage «gerückt».
Im Kontrast zwischen den filigran aufgelösten Zellentrakten und der kompakten Kirchenfassade mit der keck aufragenden Glockenstube zeigt sich der Einfluss von Le Corbusiers Kloster Sainte-Marie-de-la-Tourette (1960) als dem Leitbau der Zeit. Die plastische Durchbildung der Kirchenmauern mit schachtartigen, frei angeordneten und farbig verglasten Fenstern wiederum ist deutlich von Le Corbusiers spektakulärer Kapelle von Ronchamp (1955) inspiriert.