09 — Einstellhalle Plarenga, Domat/Ems

  • Die Halle gibt dem Werkhof räumlichen Halt, Ansicht von Nordwesten (© Ralph Feiner, Malans).

  • Ansicht von Nordosten, Aufnahme 1988 (© Isa Stürm Urs Wolf SA).

  • Vorgespannte Ortbetonkonstruktion mit Kies aus dem Rhein und Kalk vom Calanda, Aufnahme 1988 (© Isa Stürm Urs Wolf SA).

  • Blick ins Innere während des Baus, 1988 (© Isa Stürm Urs Wolf SA).

Bauaufgabe Gewerbebau Adresse Via la Val 9, 7013 Domat/Ems Bauherrschaft Wolf Bau AG Planer Isa Stürm, Urs Wolf Bauzeit 1988

Der Forderung des modernen Städtebaus nach einer funktionalen Entmischung folgend werden seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausserhalb der Wohnsiedlungen mehr oder minder weitläufige Gewerbe- und Industriezonen ausgeschieden. Trotz deren meist exponierter Lage am Dorfrand mit ortsbildprägender Wirkung unterliegt ihre Bebauung in aller Regel pragmatischer Zweckmässigkeit und architektonischer Banalität. Ein mit baukünstlerischer Ambition geplanter Gewerbebau lässt daher aufhorchen. Die 1988 östlich von Domat/Ems errichtete Einstellhalle, der erste Neubau der Architektengemeinschaft Isa Stürm (*1958) und Urs Wolf (*1958), wurde 1994 gar mit einer Auszeichnung für gutes Bauen bedacht.

Der in Ergänzung zu einem bestehenden Werkhof errichtete Bau ist ganz aus an Ort gegossenem Beton gefertigt. Seine einzige Bestimmung ist es, Fahrzeuge und Geräte vor der Witterung zu schützen. Entsprechend reduziert ist auch die Architektur. Neun Zweigelenkrahmen mit gespreizten Stielen bilden das konstruktive Grundgerüst, das durch leicht schräge Wände und schwach geneigte Dächer ausgesteift wird. Die über 60 Meter lange Abfolge von acht in der Höhe sich steigernden Segmenten ergibt eine gezackte Silhouette von bildhafter Wirkung. Die Verglasungen der Tore und Fenster sind durch horizontal auskragende Betonteile geschützt und durch deren Schattenwurf verdeckt. So bleibt der monolithische Charakter der Gesamtform bewahrt und der Baukörper erscheint als landschaftliches Element.

In ihrer ursprünglichen Isoliertheit schien sich die Betonhalle wie natürlich aus dem bewaldeten Schuttkegel des Berges in die Talebene hervorzustemmen. Der topographische Bezug des Gebäudes ging mit der fortschreitenden Bautätigkeit verloren, wie auch seine einst markante Fernwirkung, welche die Halle bei der Einfahrt ins Dorf zum Blickfang werden liess. In der stark veränderten Umgebung kommt ihre elementare Ausdruckskraft nur mehr vermindert zur Geltung.

Text Ludmila Seifert, Chur
Literatur Bauen in Graubünden. Ein Führer zur Gegenwartsarchitektur, hrsg. vom Verlag Hochparterre, Zürich 1999 (2., erw. Aufl.), S. 58/59; Auszeichnung guter Bauten im Kanton Graubünden 1994 (informationen 1/95, Sonderheft), hrsg. von der Bündner Vereinigung für Raumplanung und dem Bündner Heimatschutz, Chur 1995; Peter Disch. Architektur in der Deutschen Zeit 1980–1990, Lugano 1991 (2., erw. Aufl.), S. 266.