11 — Kraftwerkzentrale, Safien Platz

  • Die Maschinenhalle ist der Hauptbau des Zentralenkomplexes (© Ralph Feiner, Malans).

  • Blick vom Dorf über die betonierte Wanne des Ausgleichbeckens auf das harmonische Ensemble von spätgotischer Kirche und moderner Kraftwerkzentrale (© Ralph Feiner, Malans).

  • Blick durch die Freischaltanlage Richtung Carnusaschlucht, deren Eingang von der alten Dorfkirche und der Kraftwerkzentrale dominiert wird; Aufnahme 1976 (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Walter Schmid).

  • Die Maschinenhalle von hinten (© Christian Kerez, in: Clavuot/Ragettli: Kraftwerkbauten, 1991, S. 148).

  • Blick ins Innere der Maschinenhalle (© Christian Kerez, in: Clavuot/Ragettli: Kraftwerkbauten, 1991, S. 149).

Bauaufgabe Kraftwerk Adresse Kirchweg 2, 7107 Safien Platz Bauherrschaft Kraftwerke Zervreila AG Planer William Dunkel Bauzeit 1957

In den 1950er- und 60er-Jahren erhielt der Bau von Wasserkraftwerken zur Gewinnung elektrischer Energie einen markanten Schub. In ganz Graubünden entstanden damals regional übergreifende Grossprojekte mit künstlich aufgestauten Seen und in Serie gekoppelten Anlagestufen. Darunter auch jenes der Kraftwerke Zervreila AG (1953–1958) mit einer gigantischen Staumauer im oberen Valsertal, zwei Ausgleichsbecken im Safiental sowie Zentralen in Zervreila, Safien Platz und Rothenbrunnen. Wie massiv sich diese Ausnützung der Wasserkräfte auf die Orts- und Landschaftsbilder auswirkte, zeigt sich beispielhaft in Safien Platz, wo das Elektrizitätswerk mit der Freischaltanlage und dem monumentalen Ausgleichsbecken zum alles beherrschenden Moment geworden ist. Die von ETH-Professor William Dunkel (1893–1980) entworfene Zentrale allerdings, die direkt gegenüber der isoliert stehenden spätgotischen Dorfkirche zu errichten war, zeugt von einem reflektierten Umgang mit der empfindlichen Situation. Um das technisch vorgegebene Bauvolumen optisch möglichst klein zu halten, teilte Dunkel die Zentrale in mehrere Baukörper auf und ordnete diese dicht am Fusse des bewaldeten Steilhangs entlang an, quasi als Begleitung des von der Kirche aufgespannten und der Topografie gehaltenen Raums. Dezidiert modern gestaltet, wird die Anlage von der Maschinenhalle als ihrem grössten und wichtigsten Element dominiert. Der als Stahlskelettkonstruktion ausgeführte Sichtbacksteinbau ist auf einem eingetieften Betonsockel vom Boden abgehoben und durch ein hochliegendes, umlaufendes Fensterband belichtet. Das fassadenbündig angesetzte Betonflachdach akzentuiert die klare Form und verstärkt die Objekthaftigkeit des ungemein leicht und elegant wirkenden Baus. In zeittypischem Vertrauen in die ästhetische Qualität des Kontrasts hat Dunkel das technische Bauwerk frei jeglicher regionalistischer Anleihen als architektonischen Kontrapunkt zur Kirche konzipiert. Die Betonung der Eigenständigkeit lässt sich als abstrakte, intellektuelle Form einer rücksichtsvollen Einpassung in den traditionellen Kontext lesen.

Text Ludmila Seifert, Chur
Literatur Conradin Clavuot, Jürg Ragettli: Die Kraftwerkbauten im Kanton Graubünden. Chur 1991, S. 146–150; Schweizer Architekturführer 1920–1990, Bd. 1 (Nordost- und Zentralschweiz), Zürich 1992, Nr. 325, S. 88.