14 — Hochhaus Alpha, Davos Platz

  • Ansicht von Südosten (© Ralph Feiner, Malans).

  • Historische Aufnahme mit den bauzeitlichen Balkonbrüstungen (in: Das Werk, 52 [1965], Heft 4, S. 138).

  • Optimale Ausnützung des Raums auch im Innern: Das Esszimmer in der Tiefe des Grundrisses liegt zwei Stufen tiefer als die Stube, wegen des besseren Lichteinfalls (in: Das Werk, 52 [1965], Heft 4, S. 139).

  • Blick vom Fenster zum Eingang (in: Das Werk, 52 [1965], Heft 4, S. 139).

Bauaufgabe Tourismusbau Adresse Ortstrasse 7, 7270 Davos Platz Bauherrschaft Landschaft Davos Planer Ernst Gisel (Quartierplan, Vorstudie); Moser Ronner Schilling mit Jakob Lutta Bauzeit 1962/63

Nach dem Zweiten Weltkrieg positioniert sich Davos neu: weg von der Krankenstation für Lungenkranke hin zur ganzjährig attraktiven Feriendestination und zum internationalen Tagungsort. Der Zürcher Architekt Ernst Gisel (*1922), der im Auftrag der Gemeinde ein modernes Hallenbad (eröffnet 1965) und ein Kongresszentrum (1969) plant, beschäftigt sich mit der raumplanerischen Problematik dieses Wandels. Als Alternative zur planlosen Zersiedelung regt er an, die neu entstehenden Ferienhäuser in «ein paar Satelliten-Feriendörfern» zu konzentrieren und dem steigenden Bedarf an Zweitwohnungen mit dem Konzept einer punktuellen Verdichtung zu begegnen: Für das Gelände des ehemaligen Parksanatoriums am oberen Dorfrand von Davos Platz erarbeitet er einen Quartierplan, der die Möglichkeit einer Überbauung des Areals mit fünf Hochhäusern schafft. Das auf dieser Basis errichtete «Alpha» gehört mit zu den ersten Hochhäusern im Kanton. Gisel brachte mit ihm die moderate Moderne skandinavischer Prägung in die Berge. Das markante Gebäude mit seinem fächerförmigen Grundriss ist von Alvar Aaltos viel beachtetem Hochhaus Neue Vahr in Bremen (1959–1961) inspiriert. Ausgeführt wurde es von einer Bürogemeinschaft, in der mit Walter Moser (*1931) ein Architekt einsass, der am Bremer Vorbild mitgewirkt hat.

In abschüssiger Lage am Waldrand gelegen, fügt sich das für Davos ganz neuartige Haus perfekt in die Landschaft ein. Über dem Erdgeschoss mit der grosszügigen Lobby stapeln sich acht identisch gegliederte Wohngeschosse mit je fünf keilförmigen Eigentumswohnungen unterschiedlicher Grösse, die dem Tagesverlauf der Sonne entsprechend zueinander versetzt im Viertelkreis angeordnet sind. Diese Anlage garantiert nicht nur eine optimale Belichtung und beste Aussicht ins Hochgebirge, sondern auch den Schutz vor gegenseitigem Einblick. Die Fassade erhält durch ihre polygonale Teilung in fünf Segmente eine prägnante Form. Durch vorvergraute Lättli ersetzt wurden jüngst die kräftigen Bretter der Balkonbrüstungen, die als Kontrast zu den feinen Kunststeinplatten der Wände die Schaufront einst zusätzlich belebten.

Text Ludmila Seifert, Chur
Literatur Köbi Gantenbein, Jürg Grassl, Philipp Wilhelm: Bauen in Davos. Ein Führer zu historischer und zeitgenössischer Architektur, Zürich 2019, S. 108/109; Ernst Gisel Architekt, hrsg. von Bruno Maurer und Werner Oechslin, Zürich 2010, S. 94 und S. 426; [s.n.]: Eigentumswohnungen in Davos-Platz, in: Das Werk, 52 (1965), Heft 4, S. 138/139; Marianne Gisel: Davos – Zentrum und Dezentralisierung, in: Das Werk, 49 (1962), Heft 7, S. 234–237.