19 — Scuola elementare della Valle Calanca, Castaneda

  • Strassenfront; charakteristisch ist die strenge Reihung der einzelnen Kuben (© Ralph Feiner, Malans).

  • Am Rande einer Ebene gelegen, scheidet die Anlage einen grossen öffentlichen Freiraum aus (© Ralph Feiner, Malans).

  • Blick in ein Klassenzimmer; Dachkonstruktion mit geschweissten Fachwerkbindern aus Stahl, Dachuntersichten aus lasierend gestrichenen Perfecta-Platten, Fenster aus Profilstahlrohren (© Ralph Feiner, Malans).

  • Fassade zum Platz (in: Werk, Bauen+Wohnen, 10/1984 [Werk-Material, Beilage 9]).

  • Ansicht von Nordwesten, Eingangsbereich (in: Werk, Bauen+Wohnen, 10/1984 [Werk-Material, Beilage 9]).

  • Ansicht von Südosten (in: Werk, Bauen+Wohnen, 10/1984 [Werk-Material, Beilage 9]).

Bauaufgabe Schulhaus Adresse Via Gangela 2, 6540 Castaneda Bauherrschaft Schulgemeindeverband Calancatal Planer Max Kasper Bauzeit 1981/82

Max Kasper (1934–2008) ist bekannt als Architekt der Kantonsschule Chur (1968–1972); sein erster Wettbewerbserfolg, mit dem ihm auch gleich der grosse Wurf gelang. Die Bündner Kantonsschule, ein typischer Bau der Nachkriegsmoderne mit einer Tragstruktur aus Beton und Fassaden aus Glas und Cortenstahl, blieb Kaspers grösster Bau, nicht aber das einzige Schulhaus aus seiner Hand. Die von ihm erbaute Zentralschulanlage des Calancatals in Castaneda resultierte aus einem Wettbewerb, den die Gemeinde 1977 ausgeschrieben hatte. Die kraftvoll geometrische, von der seinerzeit international rezipierten «Tessiner Tendenza» inspirierte Anlage, ist ein bedeutendes Bündner Beispiel einer der historisierenden Postmoderne nahestehenden Architektur.

Der Komplex umfasst vier Baukuben – drei Klassentrakte und eine Mehrzweckhalle – die ausgangs des historischen Dorfkerns in linearer Anordnung längs zur Kantonsstrasse aufgereiht sind. Die architektonische Formensprache orientiert sich am Prinzip der Regelmässigkeit und der Wiederholung, wodurch die grossmassstäbliche Ordnung in einem verfeinerten Rhythmus am Einzelbau weitergeführt wird. Durch die Auflösung des Bauvolumens in einzelne, nur durch einen rückwärtigen Erschliessungstrakt miteinander verbundene «Pavillons» passt sich die Anlage dem Massstab der historischen Bebauung an. Ihr starker Bezug zum Ort zeigt sich auch in ihrer präzisen Setzung: Riegelartig am Rande einer Ebene platziert, spannt sie einen grossen öffentlichen Freiraum auf, der dem Dorf eine neue Mitte gibt; im Ensemble mit der Gebäudegruppe im Bereich der Kirche bildet die Schule eine Art «Centro civico». In ihrer Konzeption als eine aus den Gegebenheiten herausgebildete Dorferweiterung mit explizit räumlicher Konnotation lassen sich Analogien zu den damals viel diskutierten Städtebautheorien Aldo Rossis (1931–1997) erkennen, der in Ablehnung der voraussetzungslosen Totalplanungen der Moderne für eine historisch-kritische Weiterentwicklung überkommener Stadtstrukturen plädierte.

Text Ludmila Seifert, Chur
Literatur informationen 1/88 (Sonderheft: Auszeichnung guter Bauten im Kanton Graubünden), hrsg. von der Bündner Vereinigung für Raumplanung, Chur 1988; Elementarschule in Castaneda, in: Werk, Bauen+Wohnen, 10/1984 (Werk-Material, Beilage 9).