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Das Hochhaus: Sinnbild der Moderne und als Lösung zur Behebung der grassierenden Wohnungsnot propagiert (© Ralph Feiner, Malans).
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Die Lacuna ist die grösste Churer Siedlung nach einheitlichem Konzept. Architektonisch zeugt sie von einer Gesamtschau, die einzelne Gebäude in Form und Anordnung variiert, um dem Eindruck des Monotonen entgegenzuwirken (© Ralph Feiner, Malans).
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Luftbild, Oktober 1973; im Vordergrund die Gründungsanlage Lacuna 1 westlich der Aspermontstrasse. Die Anordnung der unterschiedlichen Bautypen folgt der Logik einer Solitär-Überbauung, die ihre einzelnen Elemente möglichst offen über das Gelände verteilt (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG [Zürich]).
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Luftbild, Oktober 1973, rechts im Bild die im Bau befindliche Lacuna 2. Die Anordnung der Häuser sucht den Ausgleich zwischen freier Streuung und leichter Symmetrisierung (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG [Zürich]).
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Neue Stadt versus Einfamilienhaussiedlung: die Hochhäuser der Lacuna setzten im Rheinquartier einen starken neuen Akzent (© ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG [Zürich]).
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«Amerikanische» Skyline: die Lacuna hat die Silhouette von Chur entscheidend verändert (© Alberto Flammer, Losone).
Bauaufgabe Siedlungsbau Adresse beidseits der Aspermontstrasse, 7000 Chur Bauherrschaft private Investoren Planer Thomas und Thomas Domenig Bauzeit 1964–1972 (Lacuna 1) 1972–1981 (Lacuna 2)
Die «Lacuna» in der Rheinebene von Chur gehört in die Kategorie der Grosssiedlungen, wie sie als Reaktion auf das rasante Bevölkerungswachstum und die grassierende Wohnungsnot zur Nachkriegszeit in vielen Schweizer Städten errichtet wurden. Unter den Churer Grossüberbauungen der Zeit ist sie die grösste und grosszügigste – und sticht durch ihren städtebaulichen wie auch architektonischen Anspruch hervor. Das vom entwerfenden Architekturbüro Thomas und Thomas Domenig (1898–1991/*1933) angetriebene Wohnbauprojekt umfasst Wohnraum für 4700 Personen, dazu diverse Geschäftsbetriebe und öffentliche Nutzungen. Nach Fertigstellung der ersten Etappe 1972 wurde die Lacuna von den regionalen Medien mit dem Superlativ der «modernsten Quartierüberbauung der Schweiz» bedacht. Tatsächlich stellte die Siedlung, die die moderne Losung «Licht, Sonne und Luft» befolgte, ein Kontrastprogramm zur historischen Altstadt dar – und verstand sich als sinnvolle Antwort auf die Ausbreitung von Einfamilienhausvierteln der Vierziger- und Fünfzigerjahre im Rheinquartier.
Voraussetzung für die grossmassstäbliche Planung nach den Grundsätzen der Moderne bildete ein Richtplan des Zürcher Büros Marti & Trippel von 1957, der 1960 in den Erlass eines neuen Baugesetzes mit Sondervorschriften für den Bau von Hochhäusern mündete. Das Instrument des Quartierplans sicherte die Realisierung der Überbauung nach einer einheitlichen Konzeption. Diese basierte auf der damals aktuellen, aus den Stadtvisionen Le Corbusiers entwickelten Idee der Neuen Stadt. Angestrebt war eine hohe Nutzungsdichte, gleichzeitig aber sollten ausreichende Freiräume gewährleistet und der Eindruck des Monotonen vermieden werden. Die gemischte Bauweise bot den Schlüssel dazu. Punkthochhäuser, Würfel und langgestreckte Blöcke sind in freier Variation zusammen gruppiert und mit ausgedehnten Grünflächen (bei unterirdisch angelegten Garagen) kombiniert. Das Bestreben um Abwechslung äussert sich über die unterschiedlichen Proportionen und nuancierte Anordnung der Grossbauten hinaus auch in deren differenzierten Gestaltung im Detail.