21 — Centro Scolastico Regionale «Ai Mondàn», Roveredo

  • Die Klassentrakte sind als Einbünder konzipiert; die Schulzimmer mit ihren verglasten Fronten sind nach aussen gerichtet, der Flur ist zum Innenhof hin orientiert (© Ralph Feiner, Malans).

  • Grosse, geschosshohe Fenster erhellen die Schulzimmer, die in regelmässiger Reihung auf zwei Stockwerke verteilt sind (© Ralph Feiner, Malans).

  • Vor dem Eingang stehen Platanen Spalier (Foto: Ludmila Seifert, Chur).

  • Das «Atrium» im Nordtrakt als Durchgang zwischen Aussenplatz und Innenhof; seitlich angeordnet die Treppenaufgänge (informationen 1/88 BVR).

  • Der Hof ruht abgeschieden von der Umgebung in der Mitte der Anlage (informationen 1/88 BVR).

Bauaufgabe Schulhaus Adresse Ai Mondàn 12, 6535 Roveredo Bauherrschaft Corporazione dei Comuni per la Scuola Secondaria di Valle Planer Fausto Chiaverio und Fausto Censi Bauzeit 1985–1987

«Für die Fähigkeit, dem Schulhaus öffentlichen Charakter zu verleihen und ihm Dimensionen zu geben, die den Bau von der aktuellen chaotischen baulichen Entwicklung abhebt, und dies mit einfachen und modernen Mitteln und mit Materialien, die ohne nostalgische Anlehnung verwendet wurden» – so begründete die Jury der Auszeichnung gute Bauten Graubünden 1987 ihren Entscheid, die Regionalschule in Roveredo in die kleine Gruppe der elf prämierten Bauwerke zu integrieren. Die starke Gewichtung des städtebaulichen Aspekts hat ihren Grund. Ordnung in der Unordnung schaffen, dies war offensichtlich die Devise, welche die Planung des Schulkomplexes bestimmte. In der schwierigen Peripherie des Dorfes, wo die Bebauung diffus in die Landschaft ausufert, bildet die klar umrissene, kompakte Anlage einen Bezugspunkt. Streng symmetrisch gegliedert ist das Bauwerk in die Mitte des Areals gestellt und so durch Freiflächen von den umliegenden Gebäuden isoliert. Die grosse axiale Geste steigert die Präsenz des monumentalen Baus. Er strahlt Ruhe aus, Grosszügigkeit und Gelassenheit.

Die nördliche Eingangsfront mit ihren Seitenrisaliten lässt sich als abstrahierte Form einer klassischen Schlossarchitektur lesen, der mit Platanen diszipliniert bepflanzte und von akkurat geschnittenen Hecken gesäumte Platz davor wirkt wie ein «Ehrenhof». Durch ein hallenartiges Treppenhaus gelangt man ins Herz der Anlage: den Innenhof, der abgeschieden von der Umgebung in der Mitte des Komplexes ruht. Seitlich von lang gestreckten Klassentrakten gerahmt wird er nach Süden durch die freistehende Turnhalle begrenzt; dahinter steigt der Hang steil an. Die Tragstruktur aus Eisenbeton ist aussen wie innen mit einem Sichtmauerwerk aus Kalksandsteinen verhüllt; ohne Schnörkel sorgfältig detailliert verstärkt es die rationalistisch nüchterne Erscheinung des Baus. Im Rückgriff auf geometrische Grundkörper, auf die Spiegelsymmetrie als Organisationsprinzip und in der spezifischen Materialisierung lässt sich deutlich der Einfluss der «Tessiner Tendenza» erkennen.

Text Ludmila Seifert, Chur
Literatur Bauen in Graubünden. Ein Führer zur Gegenwartsarchitektur, hrsg. vom Verlag Hochparterre, Zürich 1996, S. 94/95 und 2006 (3., erw. Aufl.), S. 170/171; Schweizer Architekturführer 1920–1995, Bd. 3 (Westschweiz, Wallis, Tessin), Zürich 1996, Nr. 651, S. 260; informationen 1/88 (Sonderheft: Auszeichnung guter Bauten im Kanton Graubünden), hrsg. von der Bündner Vereinigung für Raumplanung, Chur 1988.