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Stimmige Massarbeit: Ästhetik und konstruktive Effizienz machen den Steg zu einer Attraktion (© Ralph Feiner, Malans).
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Eine elegant geschwungene Linie, welche die wilde Natur akzentuiert (© Ralph Feiner, Malans).
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Jürg Conzetts kleiner Steg repräsentiert eine hocheffiziente, filigrane und ästhetisch ausgereizte Ingenieurskunst, wie sie heute nicht mehr selbstverständlich ist (© Ralph Feiner, Malans).
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Die kleine Fussgängerbrücke im Dialog mit Christian Menns Nationalstrassenbrücke von 1967 (© Ralph Feiner, Malans).
Bauaufgabe Brückenbau Adresse Viamala, 7432 Zillis Bauherrschaft Verein KulturRaum Viamala Planer Conzett Bronzini Gartmann AG Bauzeit 1999
Als innovativer Konstrukteur hat er viele der herausragenden Gebäude, die seit den Achtzigerjahren in Graubünden entstanden sind, entscheidend mitgeprägt: Jürg Conzett (*1956), der seit 1988 (mit wechselnden Partnern) in Chur ein eigenes Ingenieurbüro führt. Seine ersten sieben Berufsjahre im Atelier von Peter Zumthor (*1943) haben ihn den Umgang mit dem Ort und der Tradition gelehrt und seine Affinität zu Architektur und Geschichte verstärkt. Als Ingenieur, der sein Metier als Kultur- und nicht als blosse Dienstleistung versteht, gehen bei ihm technische Raffinesse und ästhetischer Anspruch Hand in Hand. Besonderes Aufsehen hat Conzett als Brückenbauer erregt. Grosse Virtuosität entwickelte er dabei im Bereich der Fussgängerstege, die er jeweils zum Experimentierfeld für unkonventionelle konstruktive und architektonische Ansätze macht.
Die 1999 errichtete Pùnt da Suransuns ist eine Spannbandbrücke von 40 m Öffnung, die den Wanderweg durch die spektakuläre Viamala-Schlucht über den Hinterrhein führt. Wie ein umgekehrter flacher Bogen schwingt sich der Hängesteg in sachter Steigung über den Fluss. Der Gehweg besteht aus mörtellos aneinandergefügten, durch dünne Aluminiumbänder verkeilte Platten aus Andeerer Granit, die über untenliegende Bänder aus rostfreiem Stahl vorgespannt und dadurch effizient versteift sind. Ein schnörkelloses Stabgeländer aus Edelmetall verbindet die schweren Steinplatten mit den Zugbändern; die fein proportionierte Brüstung trägt viel zur filigranen Gesamtform des Bauwerks bei. Auf raffinierte Art wird hier die Druckfestigkeit des Steins und die Zugfestigkeit der Stahlbänder ausgenutzt zur Schaffung eines Tragwerks von äusserster Sparsamkeit und Eleganz. Die unorthodoxe Konstruktion ist eine Hommage an den Schweizer Bauingenieur Heinz Hossdorf (1925–2006), der 1954 für den Neubau der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht erstmals die Verwendung von vorgespanntem Granit vorgeschlagen hatte. Fundiertes historisches Wissen für neue Lösungen fruchtbar zu machen, gehört zu den besonderen Kennzeichen von Jürg Conzetts Werk.