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Perfektes Zusammenspiel der Materialien: ein Dreiklang von Tuffsteinmauerwerk, Sichtbeton und Lärchenholz (© Ralph Feiner, Malans).
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Die Talseite ist ganz von der Horizontale geprägt, die einzelnen Wohneinheiten sind deutlich ablesbar. Durch ein Erkerfenster im Wohnraum lässt sich die Aussicht geniessen, die zur Abendsonne gerichtete Loggia bietet einen wind- und wettergeschützten Aussenraum (© Ralph Feiner, Malans).
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Die Eingangsfassade wird von grossen Quadratfenstern im Wechsel mit breiten Pilastern aus geschliffenem Tuff rhythmisiert; die Proportionen erinnern an einen klassischen Portikus (© Ralph Feiner, Malans).
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Die Eingangsveranda als ein zwischen innen und aussen vermittelnder Vorbereich zur eigenen Wohnung, der sich individuell möblieren lässt und zum halböffentlichen Zusammensein einlädt (© Urs Siegenthaler, in: Hochparterre 6 (1993), Heft 12 (Beilage), S. 5.
Bauaufgabe Alterssiedlung Adresse Cadonaustrasse 69b, 7000 Chur Bauherrschaft Stiftung Evangelische Alterssiedlung Masans Planer Atelier Peter Zumthor Bauzeit 1989–1993
Beim Bau von Alterswohnungen sind staatliche Subventionen an verschiedene Auflagen geknüpft – baukulturelle Aspekte gehören nicht dazu. Dies, obwohl hier für Menschen in der psychologisch heiklen Phase ihres letzten Lebensabschnitts geplant wird. Früher waren sie oft als wenig anmutige Altenversorgungsanstalten konzipiert, voller deprimierender Tristesse. Hierzu hat Peter Zumthor (*1943) einen Gegenpol gesetzt: mit einem Gebäude von einer Wohnlichkeit, die es zum Privileg macht, hier leben zu dürfen und den Gedanken des Abgeschobenseins erst gar nicht aufkommen lässt.
Das Wohnhaus für Betagte ist Teil eines grossen Altersheim-Komplexes am Rande der Stadt, dessen etappenweise Entstehung sich in einer grossen baulichen Heterogenität widerspiegelt. Die Aufgabe war, ein Gebäude mit kleinen Wohnungen zu kreieren, wo alte Leute in betreuter Umgebung ihr Leben eigenständig gestalten können. Der Bauplatz: ein leicht abfallender Westhang. Zumthor reagierte mit einer langen, prägnanten Zeile, die den Höhenlinien folgt und die 21 Wohneinheiten auf zwei Geschossen in regelmässiger Reihung addiert. Gekonnt vermittelt er zwischen den grossen Volumen der Alterssiedlung im Hintergrund und den kleinmasstäblichen Einfamilienhäusern vorn – eine städtebaulich präzise Setzung, die genau zum Programm des gemeinsamen und doch autonomen Wohnens passt. Bergseits liegt der klassisch gegliederte Baukörper auf dem Boden auf, zum Tal hin kragt er um Balkontiefe aus und hebt sich deutlich vom Gelände ab; der Blick in die Landschaft bleibt frei, ein Obstgarten bildet den räumlichen Puffer zur Nachbarschaft. Im Innern überrascht der schlichte Bau mit einer raffiniert komponierten Abfolge von offenen und geschlossenen Räumen, aus Tuffstein, Lärchenholz und Sichtbeton zusammengefügt in höchster handwerklicher Perfektion. Der Clou: Eine Eingangsveranda im Sinne einer «internen Strasse», individuell möbliert nutzbar als gemeinschaftlicher Ort. So entstand ein atmosphärisch vielfältiges Bauwerk von grosser Sinnlichkeit, formal dezent, vornehm und elegant, das Geborgenheit schafft und nicht Distanz.